In Bern entsteht ein Erinnerungsort für die Opfer des Nationalsozialismus. Mit der Ausschreibung des Wettbewerbs wurde ein erster grossen Meilenstein erreicht. In einem zweistufigen Verfahren werden interdisziplinäre Teams gesucht, die einen relevanten Beitrag zu diesem herausfordernden Thema einreichen.
Am 26. April 2023 sprach sich der Bundesrat für die Schaffung eines nationalen Erinnerungsortes für die Opfer des Nationalsozialismus in Bern aus, der in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bern entstehen und für alle zugänglich sein soll. Ziel ist es, dass die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und des Holocaust nicht in Vergessenheit geraten. Mit der Realisierung des Erinnerungsortes soll ein Zeichen gegen Völkermord, Antisemitismus und Rassismus und für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und individuelle Grundrechte gesetzt werden. Der Erinnerungsort soll zudem den Austausch und die Debatte fördern und über die Landesgrenzen hinaus Wirkung entfalten.
Die Federführung im Projekt hat das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA inne, welches eng mit der Stadt Bern bei der Planung und Realisierung des Erinnerungsortes zusammenarbeitet. Ein politischer Lenkungsausschuss verantwortet das Projekt aus strategischer und langfristiger Sicht, ein Projektausschuss bereitet die strategischen Entscheide vor. Die beiden Ausschüsse setzten sich aus Vertretungen von Bund, Stadt Bern und Initiatoren zusammen.
reflecta wurde im Frühjahr 2024 mit der externen Projektleitung zur operativen Umsetzung des Projekts betraut. Der Auftrag umfasst die Leitung der Vorbereitungs- und Wettbewerbsphase und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Projektausschuss sowie den beteiligten Stellen des Bundes und der Stadt Bern. In einem ersten Schritt wurden die relevanten Stakeholder identifiziert und im Rahmen von breit abgestützten Workshops konsultiert. Die Erkenntnisse aus der Konsultation der Stakeholder wurden in einem Hintergrundpapier festgehalten (Link: Hintergrundpapier) und fanden Einzug in die Vision für den Erinnerungsort:
«Im Zentrum des nationalen Erinnerungsortes in Bern stehen die Opfer des Nationalsozialismus, deren Geschichten auf unterschiedliche Weise mit der Schweiz verflochten waren. Kunst und Information regen dazu an, sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und historische Verantwortung zu reflektieren. Als lebendiger Ort des Gedenkens steht er allen offen, schafft Raum für den Dialog und fördert heute und künftig das Bewusstsein für Zivilcourage, Solidarität, Menschenrechte und Demokratie.» Lenkungsausschuss, 27. Januar 2025
Auf der Casinoterrasse entsteht ein Erinnerungsort
Zentral waren zudem die Prüfung und Evaluation potenzieller Standorte in Bern. reflecta koordinierte die Zusammenarbeit mit der Eigentümerschaft und den involvierten Fachstellen der Stadt Bern. Als geeigneter Standort wurde die Casionterrasse ausgewählt, welche vom Gemeinderat der Stadt Bern als Standort für den Erinnerungsort zur Verfügung gestellt wird. Die Casinoterrasse ist ein geschichtsträchtiger und malerischer Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Ihre zentrale Lage in der Nähe des Bundeshauses, die eindrucksvolle Aussicht und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten machen sie zu einem beliebten öffentlichen Platz. Auf der Casinoterrasse wird der Erinnerungsort für alle sichtbar, barrierefrei und kostenlos zugänglich sein.
Überblick über den für den Wettbewerb freigegebenen Perimeter auf der Casionterrasse in Bern. © EDA
Wichtiger Meilenstein erreicht. Der Wettbewerb ist öffentlich ausgeschrieben
reflecta unterstütze die Projektbeteiligten als Verfahrensbegleiterin bei der Vorbereitung des Wettbewerbsverfahrens und insbesondere bei der Ausarbeitung des Wettbewerbsprogramms (Link Wettbewerbsprogramm). In einem zweistufigen Verfahren werden multidisziplinäre Teams gesucht, die einen relevanten Beitrag zu diesem herausfordernden Thema vorschlagen möchten. Der Wettbewerb wurde im Juli auf der öffentlichen Beschaffungsplattform www.simap.ch publiziert. Bewerbungen um Teilnahme am Wettbewerb sind bis spätestens am 09.10.2025 einzureichen. Es handelt sich um eine Ausschreibung für multidisziplinäre Teams aus den Bereichen bildende Kunst, Geschichtsdidaktik / Vermittlung und Landschaftsarchitektur / Architektur. Die Jury besteht aus sechs Mitgliedern, die den Bund, die Stadt Bern sowie die Initiatoren vertreten. Sie wird ergänzt durch neun unabhängige Mitglieder, die in den Bereichen Kunst, Architektur, Geschichte, Vermittlung und Museologie spezialisiert sind. Madeleine Schuppli, Kunsthistorikerin und Kuratorin, präsidiert die Jury.
Trägerverein Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus
Für den künftigen Betrieb des Erinnerungsortes wurde reflecta zudem mit dem Aufbau einer geeigneten Trägerschaft beauftragt. Im Juni 2025 konnte der Verein "Trägerverein Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus" gegründet werden, welcher langfristig die Verantwortung für Betrieb, Unterhalt, Vermittlung und Weiterentwicklung des Erinnerungsortes übernimmt. reflecta begleitete sowohl die Gründung als auch die Strategieentwicklung der Trägerschaft und koordiniert zusammen mit dem Vereinsvorstand die Sicherung der Finanzierung über Drittmittel.
Michelle Oswald
Juni 2024
reflecta konzipierte und erstellte für das Programm LadenPunkt den neuen Leitfaden «Ladeinfrastruktur gesetzlich verankern – Ein Leitfaden für Gemeinden und Kantone.»
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Die Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik ist DIE unabhängige Plattform für alle Themen, Fragen und Ideen rund um die schweizerische Gesundheitspolitik und das Gesundheitswesen.
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Die Seelandheim AG bietet an verschiedenen Standorten Wohnraum und Betreuung für Seniorinnen und Senioren sowie für Menschen mit Beeinträchtigung an. Mit Unterstützung der reflecta ag entwickelte die Seelandheim AG eine massgeschneiderte Immobilienstrategie, mit der die zukünftige Ausrichtung gezielt und vorausschauend gestaltet wird.
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